Darauf war ich seit Jahren scharf: ein Tutorial mit Alexandr. Ich kene seine fantastischen Kaleidoskop Bilder schon sehr lange und er teilte sie jahrelang im Internet. Nur über die Machart hielt er sich bedeckt. Umso schöner, dass er jetzt seine Schatzkiste für uns öffnet. Viel Spaß dabei!

Kaleidoscope Light Painting mit Alexandr Gnezdilov

Mein Name ist Alexandr Gnezdilov, ich befasse mich seit 2006 mit Lightpainting und im Jahr 2011 habe ich angefangen Kaleidoskop-Lightpaintings zu machen. 2014 habe ich mein erstes Kaleidoskop gebaut, mit dem ich Bilder wie diese erstelle:

Es macht sehr viel Spaß damit Lightpaintings zu machen. Aus mehreren Gründen: Man malt im Prinzip nur ein kleines zentrales Dreieck mit der Lichtquelle seiner Wahl aus und bekommt dafür ein viel ausgefalleneres und komplexeres Muster, das sich allein durch die mehrfache Spiegelung des zentralen Dreiecks ergibt. Man kann dafür beinahe alles nehmen, was man sonst für seine Lightpaintings einsetzt und jedes mal über die Ergebnisse staunen. Da sind deiner Kreativität wirklich keine Grenzen gesetzt. Verwende Rauch, mach Zoom Pool, kombiniere es mit anderen Techniken mit Hilfe von Objektivdeckel-Tricks oder mach strahlende Lichtkugeln ohne Ende – ganz wie du willst….

In dieser Anleitung zeige ich dir Schritt für Schritt wie man ein solches Kaleidoskop baut. Die ist hauptsächlich für diejenigen gedacht, die keine oder wenig Erfahrung mit Glasschneiden haben oder möchten es gerne vermeiden ohne auf die Präzision eines Glaskaleidoskops verzichten zu müssen. Ich erkläre dir Schritt für Schritt, wie du ein “sphärisches” Kaleidoskop zusammenbauen kannst unter Verwendung von rechteckigen Spiegeln ohne sie zu schneiden.

Warum? Ja, es gibt mehrere Gründe. Für ein “sphärisches” Kaleidoskop braucht man idealerweise Spiegel in Trapezform. Spiegel sind ohnehin relativ teuer und wenn man versucht die Trapezspiegel in einer Glaserei zu bestellen, wird es noch teurer. Ich habe mir von mehreren Glasereien in der Umgebung Kostenvoranschläge für die Anfertigung von drei trapezförmigen Spiegeln zukommen lassen und die Kosten waren 100€ und mehr. Wenn man dazu noch einen Facettenschliff wünscht, damit die Seiten des Kaleidoskops besser zusammenpassen, wird es noch erheblich teurer. Und der Preis ließ sich leider nicht dadurch reduzieren, dass man kleinere Spiegel bestellt, da gibt es nämlich einen Mindestpreis pro Spiegel und bei einem kleinen Kaleidoskop für Fotozwecke stößt man bereits dagegen. Also mein Fazit war: wenn ich das bei einem Gläserer richtig machen lasse, liegt der Mindestpreis im besten Falle bei ca. 100€ ohne Lieferung.

OK, welche Alternativen gibt es? Ich habe die Online-Shops von allen Möbelmärkten nach Spiegel durchforstet und entdeckt, dass die meisten Spiegel, die dort angeboten werden, recht teuer sind. Es gibt aber in jedem Haus immer mindestens ein Modell, das vergleichsweise sehr billig ist. Man kann unter Umständen einen relativ großen Spiegel für unter 10 € pro Stück kriegen.

Warum nicht selbst schneiden? Habe ich versucht =) Sowas von. Vielleicht würde es mit einem Diamant- oder Ölschneider besser gehen, aber mit einem einfacheren Glasschneider wird es zu oft schief. Besonders dort, wo eine dünne Dreieckspitze abgeschnitten werden muss. Es gibt Möglichkeiten dieses Problem zu umgehen, aber das geht über die Grenzen diese Tutorials hinaus

Ich liste mal kurz die Pros und Kontras im Vergleich mit einem Kaleidoskop aus Trapezförmigen Spiegeln:

Vorteile:

– Änderbar: man kann unterschiedliche Winkel ausprobieren bevor man engültig zusammenklebt. Es ist auch eine gute Möglichkeit die gewünschten Abmessungen herauszufinden bevor/falls man fertig geschnittene Trapeze bei einem Gläserer bestellt.
– Viel günstiger.
– Einfacher, schneller und sicherer, da man nichts scheiden muss.
– Gutes Bildqualität.

Nachteile:

– das Konstrukt ist etwas größer und schwerer
– die kleine Öffnung hat “Zacken”, die auf dem Bild unter Umständen sichtbar werden können.

Der größte Trick hier ist die Spiegel so zusammenzufügen, dass sich eine abgeschnittene Pyramide ergibt. Am besten kann man das mit Bildern erklären:

a1) Nehmen wir an, du hast dir drei gleiche rechteckige Spiegel besorgt. Meine ersten drei habe ich z.B von einem Badezimmer-Spiegelschrank abgenommen, den jemand weggeworfen hat:

a2) Die Größe spielt erstmal fast keine Rolle. Und was die Stärke betrifft: je dünner desto besser. Bei üblichen Spiegeln gibt es immer zwei Reflexionen: eine Stärkere vom Amalgam hinter dem Glas und eine Schwächere, von der vorderen Glasoberfläche. Diese zweite Reflexion multipliziert sich in einem Kaleidoskop und führt mit jeder weiterer Reflexion zum schnellen Schärfeabfall. Bei den dünneren Spiegeln ist dieser Effekt weniger sichtbar. Daher besser 4 mm statt 6 mm oder wenns geht sogar dünner. Außerdem macht es das Kaleidoskop leichter. Fest genug wird er trotzdem bleiben.

a3) Zum Zusammenkleben werde ich ein schmales Kreppband verwenden. Man sieht es gut auf den Aufnahmen und es lässt sich leicht entfernen falls was geändert werden soll. Du kannst auch was anderes stattdessen nehmen, Hauptsache nicht zu breit.

a4) Nimm ein Stück Klebeband, dreh es zweimal in der Mitte und mach aus ihm eine Schleife, so dass die beiden Seiten immer noch auf der gleicher Seite kleben:

b1) Nimm den ersten Spiegel und finde mit Hilfe von einem Lineal die Mitte des oberen Randes und markiere die Stelle z.B. mit einem Marker:

b2) Kleb die Schleife diagonal auf, aber so, dass sie mit der dünnsten Stelle genau über der Markierung liegt. Kleb ein weiteres Stück Klebeband unten links mit etwas Abstand vom unteren Rand. Hier der erste Spiegel komplett beklebt und von beiden Seiten abfotografiert:

b3) Leg den ersten Spiegel mit der Spiegeloberfläche nach oben und leg einen zweiten Spiegel schräg drauf mit der Spiegeloberfläche nach unten so wie unten gezeigt:

b4) Achte darauf, dass die inneren Ecken ungefähr gleich hoch herausragen:

b5) Achte auch darauf, dass die unteren Kanten sich links am Band treffen:

b6) Klebe die beiden Spiegel wie folgt fest zusammen. Zuerst “TOP” und dann “BOTTOM”:

b7) Das Konstrukt muss sich jetzt so etwa wie ein Buch öffnen und schließen lassen:

 

c0) Schließe “das Buch” und bekleb den zweiten Spiegel genauso wie den Ersten. Wiederhol also die Schritte von b1 bis b6 einfach für den zweiten Spiegel:

c1) Erst die Mitte markieren:

c2) Dann die zweite Schleife bauen und aufkleben:

c3) Und unten noch ein Stück. Genau wie beim ersten Spiegel:

 

c4) Jetzt kommt der zweite Spiegel drauf, genau wie bei b3, b4 und b5:

c5) und wird genau so wie im Schritt b6 festgeklebt:

d1) Jetzt noch den dritten Spiegel genauso wie die ersten zwei bekleben:

d2) Stell das ganze Konstrukt auf einem Teppich vorsichtig auf. Mit dem “TOP” nach oben und mit dem “BOTTOM” nach unten:

d3) Jetzt wie zuvor vorsichtig zusammenkleben. Das obere Teil:

d4) Das Untere Teil:

Uuund Fertig! =)

d5) An den Enden vom Kaleidoskop muss sich ein gleichschenkliges Dreieck ergeben. Sowohl von oben:

d6) Als auch von unten:

d7) Und wenn man die Kamera in das untere Ende einführt…

d8) Bekommt man schon das gewünschte Bild zu sehen:

e1) Kugelgröße anpassen: Statte die Kamera mit dem gewünschten Objektiv aus und probiere, ob die Kugel wie gewollt ins Bild passt. Je weitwinkliger das Objektiv, desto kleiner wird die Kugel auf dem Bild sein. Wenn du z.B. willst, dass die Kugel komplett im Bild ist, aber dein breiteste Objektiv nicht breit genug dafür ist, kannst du im Schritt b1, c1 und d1 die Markierung und die Schleife nach rechts verschieben. Im Schritt b5 musst du auch das Band etwas nach oben verschieben. Dadurch wird das kleine Dreieck kleiner und somit auch die Kugel und passt besser ins Bild.

e2) Verkleben (optional): Wenn du mit der Kugelgröße zufrieden bist, und die beiden Dreiecke wirklich gleichschenklig sind, kannst du dein Kaleidoskop festkleben. Gut dafür geeignet ist eine Heißklebepistole. Einfach alle Schnittstellen damit durchgehen, dann kannst du das Klebeband komplett entfernen und die Stellen auch verkleben. Das Ganze wird dadurch viel stabiler. Achte darauf, dass an den Enden kein Heißkleber ins Innere gelangt.

Wenn du aber dein Kaleidoskop aus welchem Grund auch immer noch nicht fest verkleben willst, kannst du es auch so belassen. In dem Fall aber bitte das Ganze unbedingt verstärken! Zusätzliches Klebeband überall anbringen: “Doppelt hält besser”. Und womöglich auch was Stärkeres als Abklebeband nehmen. Wenn das Kaleidoskop sich löst, kann das Glas zerbrechen, was unter Umständen sehr gefährlich werden kann. Mir zum Beispiel ist das ein Paar Mal bereits passiert. Macht echt keinen Spass. Mein erstes Kaleidoskop habe ich mit der Kamera drin gelassen während ich spazieren ging. Es hat sich gelöst während ich weg war und die teure Kamera mit sich von der Kommode nach unten gerissen. Wie durch ein Wunder hat die Kamera samt Objektiv den Sturz unbeschadet überlebt.

f1) Zum Abschluss noch ein Paar Bilder dazu, wie ich mein Kaleidoskop zum Fotografieren auf einem Tisch platziere:

Ich hoffe die Anleitung hat dir gefallen und geholfen dein eigenes Kaleidoskop zu bauen.
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Viel Spaß beim Fotografieren!